Junge chatten, Ältere lesen – die ARD/ZDF-Onlinestudie, Part I

ARD-ZDF Onlinestudie 2017 in Giphys
Lesezeit: 5 Minuten | 16. Oktober 2017 - Florian Lamp
Auf dem Spiegel-Titel vom 7. Oktober wurden die Öffentlich-Rechtlichen noch als Totengräber des Qualitäts-Onlinejournalismus bezeichnet, die sich doch bitte rein aufs Fernsehgeschäft konzentrieren sollten anstatt Verlagen und anderen Anbietern das Wasser abzugraben; da ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung der 20. ARD/ZDF-Onlinestudie am 11. Oktober irgendwie ganz passend.

Und nicht nur, um mal wieder aktuelle Daten zur Mediennutzung zu erhalten, sondern auch, um zu sehen, wo denn welche Altersgruppe sich online so herumtreibt. Dass es sich bei der Studie von ARD und ZDF um eine repräsentative, also belastbare Studie handelt, macht sie fürs Online Marketing umso interessanter.

Die Basics: Fast 90 Prozent aller Deutschen sind online

Diese 90 % erfasst genauer gesagt alle Deutschen ab 14 Jahren. In Dezimalzahlen bedeutet das, dass 62,4 Millionen aller Deutschen mindestens einmal in der Woche im Netz unterwegs sind. Wenn es um die tägliche Nutzung geht, liegt der Anteil der Gesamtbevölkerung laut ARD/ZDF-Onlinestudie bei 72,2 %, also 50,2 Millionen Menschen. Das sind wiederum 11 % mehr sind als im Jahr 2016.

Besonders interessant: Die Zahlen von Mobile – oder wie es ARD und ZDF in ihrer Online-Studie nennen „Unterwegsnutzung“. Hier ist knapp ein Drittel der Deutschen (30 %) im Weltnetz online mit dem Smartphone. Im Vergleich zum Vorjahr 2016 ist das nur eine geringe Steigerung um 2 %; im Vergleich zum Jahr 2015 ein Unterschied von satten 12 Prozentpunkten. Auffällig (aber auch verständlich): Wer mobil surft, ist täglich länger online als der Durchschnitt und nutzt das Internet zu 89 % täglich – statt im Buch zu lesen, wird dann in Bus und Bahn einfach online geschmökert, gespielt oder geshoppt.

Die generelle Gerätenutzung

Zählt man die unterschiedlichen Devices zusammen, mit denen eine Internetnutzung möglich ist, ist Online mit 82 % (38 % Smartphone, 19 % Stationärer PC, 15 % Laptop, 8 % Tablet, 2 % WLAN-Radio) das beliebteste täglich genutzte Medium der Deutschen vor dem Fernsehen (inklusive Smart TV) mit 78 %.

Schaut man sich die Gruppe der jüngeren Deutschen zwischen 14 und 29 Jahren an, ergibt sich in der ARD/ZDF-Onlinestudie eine völlig andere Gewichtung: Hier steht das Smartphone mit 81 % ganz vorne, mit 20 % Abstand folgt das Fernsehen, ehe sich im Mittelfeld etwas überraschend UKW- und Autoradio (29 bzw. 27 %) sowie das Laptop (22 %) und der klassische PC (19 %) tummeln vor dem Tablet (9 %) und den mit einem Prozent unerheblichen WLAN- und DAB-Radio.

Was machen die Deutschen online? Kommt aufs Alter an!

Jeder Deutsche ab 14 verbringt durchschnittlich 149 Minuten pro Tag online – Männer 175, Frauen nur 125 Minuten. Unterteilt man nun die befragten Gruppen in vier Altersklassen, ergibt sich folgendes Bild: Grob gesagt existiert zwischen den ersten drei Altersgruppen eine Zeitdifferenz von etwa 90 Minuten bzw. 1,5 Stunden – lediglich die Silversurfer ab 70 weisen keinen so großen Abstand zur nächst-jüngeren Generation auf.

Welche Generation surft wie lange?

14–29-Jährige30–49-Jährige50–69-JährigeAb-70-Jährige
2016245 Min.148 Min.85 Min.28 Min.
2017274 Min.183 Min.98 Min.36 Min.

Der Durchschnittsdeutsche im Internet – eine Giphy-Parade

„Aber wo laufen sie denn“, könnte man mit Loriot fragen, bzw. „Was machen die denn da?“ Die generelle Antwort zum täglichen Aufenthalt des Durchschnittsdeutschen zwischen 14 und Ü-70 im Internet:

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17 Minuten der Zeit gehen für Spotify oder Youtube drauf (via GIPHY)

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10 Minuten sind fürs Streamen via Netflix und Co. reserviert (via GIPHY)

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59 Minuten kommuniziert er per WhatsApp, anderen Messengers, Chats und E-Mails (via GIPHY)

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16 Minuten wird geshoppt (via GIPHY)

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14 Minuten sind für Games, Daddeln und Zocken reserviert (via GIPHY)

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34 Minuten wird kurz mal bei Google und anderen nachgeschaut – da wird deutlich, warum Home-Devices zur Sprachsuche wie Google Home, Alexa und Co gerade so gepusht werden  (via GIPHY)

Die drei deutlichsten Unterschiede zwischen den Generationen

Doch was im Durchschnitt gilt, gilt natürlich nicht generell für jede Altersgruppe. Hier sind vor allem drei Punkte auffällig:

Je älter die Leute werden, desto weniger nutzen sie das Internet „medial“.

„Mit dem Alter fängt man an, sich für Countrymusik zu interessieren“, sangen einst die Aeronauten. Heute und bezogen auf das Internet, könnte man dichten „… fängt man an, sich für ‘sonstige Internetnutzung’ zu interessieren.“ Und die umfasst nach der Studie von ARD und ZDF folgende Beschäftigungsarten:

Was die „Silversurfer“ so im Weltnetz treiben

    • „etwas im Internet erledigt/eingekauft“ – vielleicht was für die Enkelkinder?
    • „Onlinespiele gespielt“ – wie hieß nochmal dieses moderne Spiel? Ach ja, Mohrhuhn?
    • „kurz im Internet informiert, schnelle Suche“ – 30 Minuten sollen kurz sein, Ihr 50- bis 69-Jährigen! Im Ernst?!)
    • „im Internet gesurft“ – hier hätte man gerne konkretere Angaben, aber vielleicht steht dieser allgemein gefasste Begriff auch nur als Platzhalter für Ü18-Seiten.

 

Die Jüngeren, besonders die 14 bis 29-Jährigen schauen wesentlich mehr Bewegtbild.

Insgesamt schauen sie 68 Minuten Filme/Videos bei Streaming-Anbietern, in Mediatheken, auf Video-Portalen, Facebook und Co. Zudem hören sie wesentlich mehr Musik (63 Min.) als andere Altersklassen. Schaut man sich die Nutzung des Internets der Deutschen genauer an, vor allem die Zeit, die für Kommunikation aufgewendet wird, so ist zu beobachten, was in jeder guten Ehe zu beobachten ist: Mit dem Alter redet man weniger.

Während die 14 bis 19-Jährigen 89 Minuten täglich chatten, mailen, whatsappen und messengern, steigt dieser Wert bei den 14-29-Jährigen gar auf 102 Minuten/Tag, um von dort rapide über 77 Minuten (30–49-Jährige) auf 40 (50–69-Jährige) und final 12 Minuten (ab 70-Jährige) zu sinken. In der letztgenannten Altersgruppe unterhält man sich lieber direkt mit dem Hausarzt, als übers Internet zu kommunizieren.

Die neugierigste und News-affinste Gruppe bilden die 30- bis 49-Jährigen.

Hier wird sich Tag für Tag für 16 Minuten durch digitale Artikel und Berichte gelesen. Alle anderen Altersgruppen erreichen dort gerade mal zwei bis drei jämmerliche Minütchen.

Teil 2 zu den Themen Audio, Video, Social und Mobile findet Ihr hier.

Die hier genannten Zahlen entstammen alle der ARD/ZDF-Onlinestudie aus dem Jahr 2017 sowie dem Beitrag „ARD/ZDF-Onlinestudie 2017: Neun von zehn Deutschen online.“ von Wolfgang Koch und Beate Frees aus der Studienreihe „Medien und ihr Publikum“ (MiP) in Media Perspektiven 9/2017. Die Giphys stammen von Giphy und die nicht explizit anderen zugeschriebenen Zitate und Meinungen vom Autor Florian Lamp.

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Über den Autor

Nach geisteswissenschaftlichem Studium, Gründung eines eigenen Verlags, der bescheiden GROSSKONZERN getauft wurde, Buchveröffentlichungen als Autor und Verleger sowie einer Karriere als Online-Redakteur in Start-ups, bei ulmen.tv und woanders, schrieb Florian Qualitätstexte aller Art für die Kunden von spacedealer.

2 Kommentare zu “Junge chatten, Ältere lesen – die ARD/ZDF-Onlinestudie, Part I

  1. Gerbera Mattis - 09. November 2017 08:35

    Ich liebe Giphys … echt geniale Idee, eine staubtrockene Studie teilweise so darzustellen!

    Weiter so!

    1. Florian Lamp - 09. November 2017 11:59

      Danke, Gerbera!

      Und wir lieben es, wenn wir so schöne Leser-Kommentare bekommen.

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