OMLive Berlin 2017 Recap

OMLIVE Berlin 2017 Recap
Lesezeit: 6 Minuten | 26. Juni 2017 - Julian Kramer
Mit seiner Premiere der Online-Marketing-Konferenz OMLive in Berlin gelang es Organisator Nils Kattau, eine große Bandbreite der gängigen Online-Marketing-Disziplinen zu repräsentieren, wobei der Bereich SEO dominierte. Von der Psychologie der Konversionstheorie über AdWords-Skripte, Risikominderung im E-Mail-Marketing und Tricks und Kniffe für das Social-Media-Marketing war alles vertreten, und zwar mit engagierten Rednern vom Feinsten.

Chapeau für diese Leistung!

Die Kunst digitaler Verführung

Karl Kratz zeigte in seiner Keynote auf der OMLive in Berlin auf, welche wichtige Rolle die Psychologie der Aufmerksamkeitslenkung im Online-Marketing spielt. Realität entsteht hier nämlich, indem wir Marketer die „rare Ressource Aufmerksamkeit“ lenken. Eine neue Realität kann hierbei in den Denkprozessen potenzieller Neukunden mit einer Ansprache erzeugt werden, die diese bei ihren Emotionen abholt. Wenn also beispielsweise für Hundefutter geworben wird, sollte das innere Feel-Good-Bild eines selig japsenden Hundes erzeugt werden, anstatt eine Landing Page mit nichtssagenden Produktdetails zu überfrachten. Fokus funktioniert hier am besten durch Reduktion.

Kratz wies darauf hin, dass bei der Konversion-Optimierung grandios aussehende Uplifts immer im Kontext gesehen werden sollten – eine Verbesserung von 2 auf 3 % CVR enstpricht einem Uplift von 50 % – aber das ist sicherlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.

Disrupt or die

Disrupt or Die mit Andreas Bruckschlögl
Disrupt or Die mit Andreas Bruckschlögl

Andreas Bruckschlögl sprach über faszinierende Einsichten aus dem Influencer Marketing in der Start-up- und Gründerszene. Er hatte das Start-up onpage.org ganz ohne Hilfe von Investoren oder Venture Capital gegründet. Viel Erfolg hatte das Unternehmen mit einem Überwachungstool, das bei plötzlichen Traffic-Verlusten Alarm schlägt und mögliche Gründe dafür identifiziert. Bruckschlögl stellte fest, dass es in München noch bis vor kurzem keine richtige Plattform für Start-ups gab. Er initiierte daher „Bits & Pretzels“, eine Start-up-Konferenz im Oktoberfestzelt mit Weiβwurstfrühstück, die 2016 Kevin Spacey und Richard Branson als Gastredner begrüβen durfte.

Beim Storytelling zu diesem Event über Social Media gab es Beiträge darüber, wie diese Star-Redner gewonnen werden konnten. Eine Geschichte, die die Emotionen der Start-up-Community ansprach und weitaus erfolgreicher als Beiträge mit bloßer Erwähnung dieser Promi-Namen. Drei Ratschläge gab Bruckschlögl noch als Freebies für alle Anwesenden auf der OMLive in Berlin mit:

Die 3 wichtigsten Regeln für eigenen Erfolg

  1. Do what you love!
  2. Tell your TRUE story!
  3. Be bold!

Script, script, baby!

Marcel Prothmann von Peak Ace zeigte in seinem Vortrag auf, wie AdWords-Skripte genutzt werden können, um im Alltag eines SEA-Nerds mehr Effizienz zu erzielen. Grundsätzlich betonte Prothmann dabei, dass Skripte gegenüber API-Lösungen den Vorteil haben, weit weniger Programmierungs-Knowhow zu benötigen. Allerdings warnte er auch davor, Skripte zu implementieren, ohne sie vorher rigoros getestet zu haben – das könnte im schlimmsten Fall zur kompletten Löschung eines AdWords-Kontos führen! Hier ist also groβe Vorsicht geboten.

Skripte, die Peak Ace verwenden, benachrichtigen beispielsweise bei Konto-Anomalien oder Veränderungen der Einstellungen, dienen zur Duplizierung von Anzeigengruppen oder zur automatischen Optimierung der Geo-Bid-Modifier. Ein weiteres interessantes Skript dient zum Import von CRM-Daten für Kunden, die Matelso als Call-Tracking-Anbieter nutzen. Eine persönliche Empfehlung gab Prothmann für das Linkchecker-Deluxe-Skript von Holger Schulze und das Merchant Center Monitoring-Skript von Christopher Gutknecht. Letzteres fasst alle Fehlermeldungen im Google Merchant Center zusammen, könnte also für all diejenigen interessant sein, die Google Shopping-Kampagnen unter ihren Fittichen haben.

Wie dominiere ich Local SEO?

Local SEO war der Fokus von Boris Härrings (ihr-gutachten.com) Vortrag, sprich die Optimierung der Suche mit regionalem Bezug. Für die Onpage-Optimierung, die dem klassichen SEO sehr ähnlich ist, empfahl er die Strukturierung der Unternehmensdaten über schema.org.

Für die Offpage-Optimierung des Google My Business-Profils wies er darauf hin, dass Bewertungs-Sterne jetzt schon ab nur einer Bewertung angezeigt werden. Ein Tipp für das Generieren von Bewertungen ist hierbei eine Bewertungsaufforderung im E-Mail-Footer im E-Mail-Marketing oder im Livechat. Um ein lokales Unternehmen als Marke zu stärken, empfahl Härring, dieses in lokalen Verzeichnissen wie etwa Yelp einzutragen.

Whitehat-Facebook Ads – Blackhat-Ergebnisse

Ben Küstner auf der OMLive in Berlin 2017
Ben Küstner – Whitehat-Facebook Ads – Blackhat-Ergebnisse

Ben Küstner von Social Marketing Nerds/Facebook Ads Camp teilte auf der OMLive in Berlin seine Erkenntnisse zu einer Performance-Strategie für Facebook Ads mit der interessierten Zuhörerschaft. Seine Hauptempfehlung bestand darin, mit Nischeninteressen anzufangen und diese dann hochzuskalieren – denn Interessen werden derzeit von Facebook noch recht grobmaschig zugewiesen. Mit einer Aneinanderreihung von Nischeninteressen kann dann dennoch eine gute Reichweite erzielt werden.

Zum Bauen von Lookalike-Zielgruppen können Lösungen von Anbietern wie Acxiom verwendet werden, die Daten aus den verschiedensten Quellen aggregieren und anschließend mit Personen matchen. Damit kann man das Targeting zum Beispiel nach Einkommensstaffelung ausrichten. Küster brachte das größte Problem des Facebook-Marketing auf den Punkt: Niemand ist auf Facebook, um Produkte zu kaufen.

Facebook-Anzeigen funktionieren jedoch gut für homogene Zielgruppen, die eine emotionale Kaufentscheidung treffen. Die Erfahrung zeigt, dass auch Ratespiele gut funktionieren. Außerdem sollte der smarte Online-Marketer versuchen, von Mitbewerbern zu lernen. So lassen sich etwa deren Timelines beim Social Media-Analysetool Quintly herunterladen. Ein weiterer Tool-Tipp ist Manychat – damit lassen sich persönliche Nachrichten an jeden erstellen, der einen Beitrag geliked hat.

Machine Learning & Marketing Automation auf der OMLive in Berlin

Alexander Staats van Rahden von comdirect hielt einen faszinierenden Vortrag über praktische Anwendungen des Machine Learning im Online-Marketing. Er wies darauf hin, dass der traditionelle Ansatz war, dass die verschiedenen Online-Marketing-Silos (SEO, SEA, E-Mail, Social etc.) Traffic auf die Seite bringen. Beim automatisierten Marketing sollen die Daten aus all diesen Pools vereint und daraus automatisierte Optimierungen für den Marketing-Mix gewonnen werden.

Beim Machine Learning ist dabei zu unterscheiden zwischen überwachtem Lernen (Lernen aus bekannten Zusammenhängen) und unüberwachtem Lernen (Finden von unbekannten Zusammenhängen in unstrukturierten Daten). Fazit für das Online-Marketing ist, dass „Artificial Intelligence“ zu allergrößten Teilen auf Machine-Learning-Methoden beruht. Der Nutzen des Machine Learning für das Online-Marketing lässt sich so zusammenfassen:

  • Segmentierung – finde Nutzergruppen, die sich im Verhalten ähneln
  • Exploration – finde Verhaltensweise, die Nutzergruppen kennzeichnen
  • Klassifizierung – weise Nutzer einem Segment zu
  • Prediction/Scoring – sage die Affinität eines Nutzers zu einem Produkt vorher
  • Personalisierung – passe Angebot an Präferenzen und Verhalten an
  • Lookalikes – finde neue Nutzer, die einem bestimmten Kundensegment entsprechen

 

Einschränkend auf das Machine Learning wirken unvorhersehbare Ereignisse. Zudem kann es sich nicht selbständig neue Datenquellen erschließen. Ein Beispiel für die Schattenseiten des Machine Learning war Microsofts Twitter-Bot Tay, den das Unternehmen als Experiment in konversationellem Verständnis bezeichnete. Der Bot leugnete den Holocaust, war rassistisch und sexistisch – die moralische Komponente fehlte schlichtweg. Das Machine Learning hat also noch einen langen Lernprozess vor sich.

Ein weiterer Recap der OMLive in Berlin 2017

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Über den Autor

Nach einem Slawistik-Studium erwarb Julian Kramer einen Master in International Journalism vom renommieren Journalismus-Fachbereich der City University in London. Über den Online-Journalismus und SEO kam er schließlich 2007 zum SEA und war seither in diesem Bereich für mehrere Unternehmen in London sowie auch im Agenturbereich in England und Deutschland tätig.

2 Kommentare zu “OMLive Berlin 2017 Recap

  1. OMLIVE 2017 – ein Recap der gelungenen Premiere - 29. June 2017 18:01

    […] von Julian Kramer auf dem spaceranking Blog […]

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